V. Traditionelle Aufgaben – neue Dienstleistungen


     

"Virtuelle Ausstellungen die neue Herausforderung für Kulturpräsentation und - vermittlung in Bibliotheken. Die Erfahrungen im Kontext des bayerischen Kulturportals bavarikon"

Klaus Kempf (Bayerische Staatsbibliothek)

Panel der Landesbibliotheken - Abstract zu "Virtuelle Ausstellungen die neue Herausforderung für Kulturpräsentation und - vermittlung in Bibliotheken. Die Erfahrungen im Kontext des bayerischen Kulturportals bavarikon"Virtuelle Ausstellungen sind eine neue digitale Dienstleistung von Bibliotheken und anderen kulturellen Gedächtniseinrichtungen. Sie sind i.d.R. wie konventionelle Ausstellungen eine besondere Herausforderung, wenn das für die Ausstellung relevante Material verstreut ist und eine möglichst enge Zusammenarbeit zwischen Institutionen unterschiedlichen Herkommens (Archiven, Bibliotheken und Museen) und/oder Einrichtungen in unterschiedlicher Trägerschaft gefragt ist. Bei den virtuellen Ausstellungen kommen an zusätzlichen Hürden noch die digitaleTechnik, besondere rechtliche Fragen und spezifische, konzeptionell-ästhetisch-künstlerische Belange dazu. Die Bayerische Staatsbibliothek, die das Kulturportal Bayern technisch und redaktionell betreut, hat mit der virtuellen Lutherausstellung in vielerlei Hinsicht Neuland betreten (Stichwort: 3-D-Objekt und Raumdigitalisierung). Sie hat vor allem aber mit der Größenordnung - Zahl der eingebundenen Institutionen, Unterschiedlichkeit des Materials, Zahl und Qualität der Abhandlung der historischen Stätten und Personen - neue Maßstäbe gesetzt. Dies kann und soll Vorbild für andere Häuser und Unternehmungen sein und soll zur Nachahmung einladen.


Sacherschließung im neuen Verbundkatalog K10plus

Uma Balakrishnan (Verbundzentrale des GBV)

K10plus ist das Ergebnis der Zusammenführung zweier Verbundkataloge mit dem Zweck der Optimierung und Ausweitung der bestehenden kooperativen Sacherschließung der zwei Verbundsysteme des Gemeinsamen Bibliothekverbundes (GBV) und des Bibliotheksservice-Zentrums Baden-Württemberg (BSZ). Der neue Verbundkatalog K10plus ist ein Bibliothekskatalog für zehn Bundesländer Deutschlands, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und weiteren Einrichtungen.

Im Vortrag wird auf die Praxis der Sacherschließung der jeweiligen Verbünde GBV und BSZ, insbesondere auf die mit der Fusion verbundenen Herausforderungen, eingegangen.

Nachfolgend wird der momentane Stand der Sacherschließung im Verbundkatalog K10plus präsentiert.

Ein Ausblick über weitere Möglichkeiten einer effektiveren kooperativen Erschließung schließt den Vortrag ab.


GND in Primo

Nadine Cerny (OBVSG)

Der Vortrag soll zeigen wie man GND-Daten in Primo noch verwenden kann. Sei es nun zur Verwendung für weitere Suchen oder eine graphische Abbildung von GND-Verlinkungen. Das ganze soll im Verbund-Primo der OBVSG dargestellt werden.

Kurzbiografie Nadine Cerny
Ausbildung in der HTL Spengergasse, dann 3 Jahre an der ÖNB Systembibliothekarin im Bereich Primo
Seit 2013 Teamleiterin Primo an der OBVSG


Intelligente E-Books – eine andere Art Turing Test

Veronika Diem (Universitätsbibliothek der Technischen Universität München)

Die Entwicklungen auf dem E-Book-Markt wandeln sich rasant. Zumindest wenn man auf die sich immer wieder verändernden Lizenzierungs- und Angebotsmodelle schaut. Gilt dies auch für das Medium E-Book selbst? Werden die Möglichkeiten jenseits des Verlags-PDFs überhaupt ausgeschöpft?Jeder kennt sie, jeder nutzt sie, die Vorteile elektronischer Versionen von Büchern: Verlinkte Inhaltsverzeichnisse und Volltextsuche. War es das schon mit den Vorteilen des E-Books gegenüber der Printausgabe? In einer Welt, die immer interaktiver und audiovisueller wird, in der sich Geräte vermeintlich wie von Zauberhand immer mehr auf die Bedürfnisse ihrer Nutzer*innen einstellen, scheint hier das Mögliche noch lang nicht ausgeschöpft zu sein. Zwar arbeiten größere angloamerikanischen Verlage an Lernumgebungen für einzelne Lehrbücher. Gemeinsam mit Autor*innen und Wissenschaftler*innen werden hier spielerische Elemente und Selbsttests zum Vertiefen des in den Lehrveranstaltungen behandelten Stoffes entwickelt und grafisch ansprechend umgesetzt. Allerdings verbergen sich diese Inhalte und Features gewöhnlich hinter einer Paywall, die zumeist nur in einem Abo-System überwunden werden kann, in welchem sich die Lernenden einen zeitlich begrenzten personalisierten Zugang kaufen müssen. Spätestens an dieser Stelle kollidieren ökonomische Interessen mit dem Auftrag der Hochschulen und Bibliotheken.Vor diesem Hintergrund soll es darum gehen, Erfahrungen und Ideen auszutauschen, um ein Set an Elementen zusammenzustellen, das auch wissenschaftlichen E-Books zu mehr Interaktivität verhelfen kann. Gemeinsam mit den Teilnehmern sollen folgende Fragen erörtert werden: Wie bekannt sind Angebote, die solche interaktiven Elemente anbieten? Mit welchen Bausteinen könnten diese ausgebaut werden? Wie können solche angereicherten Medien angeboten werden, so dass sie in Bibliotheken sinnvoll nutzbar werden? Welche Voraussetzungen müssen hier gegeben sein?

Kurzbiografie Dr. Veronika Diem

Universitätsbibliothek der Technischen Universität München
Stellvertretende Abteilungsleiterin Medienbearbeitung und E-Book-Koordinatorin mit  Begeisterung fürs Interaktive


Die Bibliothek des "Sonderauftrags Münzen" *ABGESAGT*

Justus Düren (Österreichische Nationalbibliothek)

Mit dem Beschluss zur Errichtung eines eigenen Kunstmuseums in Linz an der Donau im Jahr 1938 setzte Adolf Hitler den Architekten Roderich Fick (1886 – 1955) als Bauplaner und den Kunsthistoriker Hans Posse (1879 – 1942) als Sammlungsleiter ein. Die in Österreich und später in den militärisch besetzen Gebieten geraubten Kunstobjekte unterlagen durch den „Führervorbehalt“ vom 18.6.1938 persönlich der Entscheidung Hitlers und dienten Großteils als wichtigste Quelle für die Sammlungsbestände des Linzer Kunstmuseums. Mit dem Beschluss der Erweiterung des Museums durch eine Waffensammlung und ein Münzkabinett im September 1942 wurde als Sonderbeauftragter der Numismatiker Fritz Dworschak (1890 – 1974) bestimmt, der  seit 1913 am Kunsthistorischen Museum angestellt und seit 1938 dessen Direktor war. Für den Aufbau des „Sonderauftrags Münzen“ dienten als Grundlage die in Österreich eingezogenen Stifts- und Klostersammlungen und 5 Sammlungen Österreichischer Juden. Die von 13 Klöstern in ganz Österreich eingelieferten Sammlungen wurden zunächst von November 1942 bis Juni 1944 im Stift Kremsmünster, danach bis April 1945 wissenschaftlich bearbeitet und neu inventarisiert. Den beiden Numismatikern und Mitarbeitern des Sonderauftrags Günther Probszt (1887 – 1973) und Leo Schindler (geb. 1888) diente als Bestimmhilfe die aus den Klosterbibliotheken entnommene numismatische Fachliteratur. Diese wurde von der für den Sonderauftrag angestellten Liselotte Seutter (1904 – 1977) in Wien und Kremsmünster bearbeitet und neu katalogisiert. Die Bücher erhielten alle ein eigens gefertigtes Etikett welches die thematische Gruppe in der Freihandaufstellung aufzeigte. Der im Dezember 1944 fertiggestellte Bibliothekskatalog und der entstandene Doublettenkatalog zählten 71 Unterkategorien numismatischer Literatur. Nach der Verbringung im Sommer 1944 in das Stift Hohenfurth (Vyšší Brod) und der endgültigen Einlagerung in das Salzbergwerk Aussee im April 1944, transportierten die Amerikanische Militärverwaltung den in Kisten verpackten Sonderauftrag Münzen nach München, um ihn dort im Central Collecting Point wieder auseinander zu sortieren und den rechtmäßigen Eigentümern zurückzugeben. Für die Rücksortierung der Österreichischen Bestände, übergab man die Kisten 1947 nach St. Florian, wo sie bis Oktober 1948 vom ehemaligen Mitarbeiter der Sonderauftrags Günther Probszt wieder zurücksortiert wurden. In einer aktuellen Forschung zum Bestand des Sonderauftrags Münzen wird überprüft, ob die aus den Klöstern entnommene Literatur tatsächlich vollständig restituiert wurde und wie sich der Restbestand der Bücher zusammensetzt.

Kurzbiografie Justus Düren
Mitarbeiter der Kommission für Provenienzforschung seit Oktober 2015 im Bereich der Bibliotheken
Seit Oktober 2016 an der Nationalbibliothek
Fachvorträge und Aufsätze zu Numismatik und Provenienzforschung.


Verbundkatalogisierung und Datenpflege in der Alma Network Zone

Verena Schaffner (OBVSG)

Seit März 2018 ist der Verbundkatalog als Alma Network Zone produktiv. Um die einheitliche Verbundkatalogisierung in Alma und Aleph weiterhin zu gewährleisten, ist der Parallelbetrieb mit Kreiskonvertierung und Kreishybridisierung unerlässlich. Darüber hinaus sind umfangreiche Normalisierungs- und Setup-Arbeiten auf Grund unterschiedlichster Anforderungen in beiden Systemen notwendig. Zur Einhaltung der Verbundrichtlinien und Bewahrung der Datenqualität und -konsistenz müssen laufend Datenkorrekturen und Datenpflegemaßnahmen durchgeführt werden. Anhand ausgewählter Beispiele soll ein Einblick in die Metadaten-Werkstatt der OBVSG gegeben werden.

Kurzbiografie Verena Schaffner
Metadatenspezialistin/Assistentin der Geschäftsführung an der OBVSG
Vortragende im ULG Library and Information Studies und an der FH Burgenland

Kurzbiografie Wolfgang Bruckner
Seit 2017 als Junior Analyst an der OBVSG
Mitglied der Fachgruppe Datenformate und nationaler Gremien und Arbeitsgruppen

Kurzbiografie Josef Labner
Seit 1990 Systemanalytiker an der OBVSG
Mitglied zahlreicher internationaler und nationaler Gremien, z.B. Arbeitsgruppe Kooperative Verbundanwendungen, Zentrale Redaktion des OBV


Aufarbeitung und Digitalisierung der Nachlässe von Kurt W. Rothschild und Josef Steindl an der Universitätsbibliothek der Wirtschaftsuniversität Wien: Ein Erfahrungsbericht

Eva Maria Schönher (WU Universitätsbibliothek)

Der Wirtschaftsuniversität Wien wurden im Jahre 2014 im Rahmen einer Schenkung die Nachlässe der beiden bedeutenden österreichischen Ökonomen Kurt W. Rothschild und Josef Steindl überantwortet. Die Universitätsbibliothek der WU sichtete, ordnete und digitalisierte die Materialien und bereitete sie mit dem Softwarepaket Goobi für eine Nutzung im WWW auf. Im November 2018 wurden die beiden Nachlässe eröffnet und stehen seither online zur Verfügung. Zu Beginn des Vortrages wird die Zusammensetzung der Nachlässe sowie ihre hohe Bedeutung für die wirtschaftswissenschaftliche und zeitgeschichtliche Forschung erläutert. Anschließend wird die archivalische und bibliothekarische Bearbeitung der Nachlässe beschrieben, wobei insbesondere auf die Entscheidungsgründe für eine Digitalisierung und deren informationstechnische Umsetzung (Softwareentscheidung, -implementierung und -anpassung) eingegangen wird. Komplexe technische Anforderungen sowie die Notwendigkeit, dem Urheber-, Datenschutz- und Personenschutzrecht zu entsprechen, stellten schwierige Realisierungsprobleme dar, die letztlich jedoch bewältigt werden konnten. Ein kurzer Einblick in die digitalen Nachlässe sowie einige Überlegungen zu digitalen Sondersammlungen als zukunftsorientiertes strategisches Handlungsfeld wissenschaftlicher Bibliotheken beschließen den Vortrag.


NS-Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek der Vetmeduni Vienna *ABGESAGT"

Florian Dandler

NS-Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek der Vetmeduni Vienna: ein Resümee zum Abschlussvon Florian Dandler MA. Das Anfang März 2011 gestartete Provenienzforschungsprojekt der Vetmeduni Vienna wurde Ende März 2019 beendet. Im Vortrag werden die wichtigsten Ergebnisse präsentiert werden:  Insgesamt wurden ca. 8.000 für die NS-Provenienzforschung relevante Bücher autopsiert. Weil es an der Universitätsbibliothek der Vetmeduni Vienna keine Inventarbücher gegeben hat und die Aufstellung der Bücher, chronologisch nach dem Eingangsdatum vorgenommen wurde, wurde vor allem anhand des je nach Epoche unterschiedlichen Vetmeduni-Stempels das Eingangsdatum der Bücher eingegrenzt. Bücher, die einen Stempel aus der Kaiserzeit (-1918) oder der 1. Republik (1918-1933) enthielten, erwiesen sich als für die NS-Provenienzforschung irrelevant, weil sie sich bereits vor der Machtergreifung Hitlers 1933 in Deutschland im Magazin der Universitätsbibliothek der Vetmeduni Vienna  befunden haben müssen. Als relevant für die Provenienzforschung erwiesen sich Bücher, die einen Vetmeduni-Stempel aus Zeiten des Nationalsozialismus (1938-1945) oder einen Vetmeduni-Stempel aus Zeiten des Austrofaschismus (1933-1938) aufwiesen und zusätzlich Hinweise auf Vorbesitzer.  Augrund der Ergebnisse der Autopsie zeigte sich, dass vor allem zwei Gruppen von Vorbesitzern in den Büchern handschriftlich und/oder durch eine Buchmarke und/oder ein Exlibris vermerkt waren: in der NS-Zeit arisierte oder liquidierte jüdische Buchhandlungen und Privatpersonen, großteils Veterinärmediziner. Bei den Buchhandlungen handelt es sich unter anderen um Kuppitsch (Arisierung durch Franz Unger) (Restitution von 19 Büchern an die Erben von Arnold Schlesinger in einem Festakt am 18.10.2016), Moritz Perles (Liquidierung durch Johannes Katzler), Alois Reichmann (Arisierung durch Johannes Katzler), A. Mejstrik (Vermutung des Verfassers dieses Abstracts, dass zumindest ein Teil des Lagers an Johannes Katzler gelangte), bei den Privatpersonen z.B. um die Tierärzte Rupert Fröschl und Franz Starzinger. Im Gegensatz zu den arisierten bzw. liquidierten jüdischen Buchhandlungen, deren Besitzern in der NS-Zeit unfassbar großes Unrecht angetan wurde, wurden die nicht-jüdischen Tierärzte nicht verfolgt. Einige starben bereits vor der NS-Zeit, jene die sie erlebten und überlebten, mussten, wie es in der NS-Zeit üblich war, z.B. einen Ariernachweis erbringen. Jene Bücher, die einen Hinweis auf Veterinärmediziner als Vorbesitzer enthielten, konnten somit als Geschenke identifiziert werden.In den Büchern, die handschriftliche (Verkaufs-)Hinweise von den in der NS-Zeit arisierten bzw. liquidierten jüdischen Buchhandlungen enthalten, ist eine Entscheidung pro oder contra Restitution schon deutlich schwieriger zu fällen. Es spielt dann unter anderem eine Rolle, ob es ein Rückstellungsverfahren für die ganze Firma gegeben hat und wie dieses ausgegangen ist und/oder ob sich die Bücher bereits vor der Arisierung im Lager der Buchhandlung befunden haben. Als Provenienzforscher an einer Universitätsbibliothek gibt man Empfehlungen ab, restituieren muss dann die Institution. Als Anregung für die Diskussion würde ich gerne in den Raum stellen, wann eine Restitution von Büchern bzw. Gegenständen an Nachfahren von in der NS-Zeit enteigneten Buchhandlungsbesitzern bzw. Firmenbesitzern zu empfehlen ist und wann nicht, wobei natürlich außer Zweifel steht, dass trotz allgemeiner Vorgaben und Richtlinien jeder Fall immer im Einzelnen zu prüfen ist.

Kurzbiografie Florian Dandler, MA
Provenienzforscher an der Vetmeduni Vienna (01.05.2014-31.03.2019)


Der Dinosaurier der Zukunft – IST REx

Doris Ernst (IST Austria)

In diesem Beitrag wird die Migration von drei getrennten Systemen (auf Basis von EPrints und BibApp) in ein neues institutionelles Repository (auf Basis der Open Source Software LibreCat) vorgestellt, die dabei aufgetretenen Herausforderungen und vor allem der Ausblick auf weitere Ausbaustufen.Das IST Austria hatte mit PubList, PubRep und DataRep eine bibliographische Datenbank sowie zwei Repositories bereits seit 2012 im Einsatz. Die Repositories wurden über EPrints verwaltet, die bibl. Datenbank PubList benötigte zusätzlich die Software BibApp. Seit Dezember 2018 sind diese Systeme durch den IST Research Explorer, liebevoll IST REx genannt, abgelöst worden. LibreCat ist ein gemeinschaftliches Entwicklungsprojekt der Universitäten Lund, Ghent und Bielefeld. Das IST Austria plant, sich ebenfalls an der Weiterentwicklung zu beteiligen.

IST REx bietet folgende Vorteile:   
•    Ein Tool für alle Anforderungen (durch unterschiedliche Templates abgedeckt)   
•    Einfache Verlinkung zwischen Publikationen und Daten sowie zusätzlich zu Grants   
•    Einbau externer Identifikatoren wie DOI, ArXiv, PMID,.. für den Import (über CrossRef)   
•    selbsterklärende und daher benutzerfreundliche Handhabung   
•    umfangreiche Datenformate und Schnittstellen (JSON, YAML, RTF,…)   
•    Integration von bestehenden Author IDs wie ORCID, ArXiv, Github,.. und Erweiterungsmöglichkeiten für noch folgende   
•    automatische Generierung von Publikationslisten mit umfangreichen Filter- und Exportmöglichkeiten   
•    einfache Möglichkeit die Publikationslisten in Websites einzugliedern

Im Vortrag wird über die Vorteile des Tools, die Herausforderungen bei der Migration und Implementierung aber vor allem über die weiteren Anwendungsmöglichkeiten und geplanten Ausbaustufen berichtet.

Kurzbiografie Doris Ernst
Studien Wissensmanagement (2010) und Skandinavistik (2015), ULG (2018)
Seit September 2018 arbeitet sie beim IST Austria und ist für das institutionelle Repository verantwortlich


Data Rescue als Aufgabe von wissenschaftlichen Fachbibliotheken

Rainer Stowasser (ZAMG)

In den digital humanities gibt es Infrastruktur und tools um Digitalisate der Öffentlich zugänglich zu machen.Interessanterweise gelten technische Aufzeichnungen nicht als Kulturgut und sind deshalb ausserhalb des Fokus.Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik beschäftigt sich aufgrund ihrer Geschichte (1851 - ...) seit Jahren mit der transkription von Datenbeständen auf Papier, urspünglich durch abtippen (z.B. http://www.zamg.ac.at/histalp/) nun durch Einsatz von Technologien (z.B. Handschriftenerkennung transkribus.eu/Transkribus/) da die noch aufzuarbeitenden Bestände groß sind (z.B. 100.000 Blatt Klimabögen über das Gebiet der kuk Monarchie).Dabei ist die Herausforderung nicht nur die Digitalisierung (Scannen) sondern auch die Umwandlung in Forschungsdaten = data rescue wie auch die (re)konstruktion von Metadaten (z.B. Verortung von historischen Stationen bzw. von verwendeten Messgeräten um die Qualität/Genauigkeit der Daten abschätzen zu können).

In Einzelprojekten wurden Puzzelsteine entwickelt, die aber noch keine Gesamtbild ergeben (z.B. für die Grundlagen Research Data Alliance Austria (RDA-AT) https://www.rd-alliance.org/groups/rda-austria; zur Verortung mapire.eu/de/ und https://www.oeaw.ac.at/forschung-institute/bibliothek-archiv-sammlungen/sammlung-woldan/; fachspezifisch The International Data Rescue (I-DARE) Portal https://www.idare-portal.org/). Der Vortrag soll einen Überblick über die derzeitigen Initativen im Bereich in Österreich geben aber auch die Notwendigkeiten aufzeigen die noch bestehen bzw. darüber hinaus zur Vernetzung mit Bibliotheken beitragen die vor ähnlichen Herausforderungen stehen.

Kurzbiografie Hofrat Mag. Rainer Stowasser
Head of Library ZAMG


Academic SEO als neues Angebot in der Publikationsberatung

Lisa Schilhan (Karl-Franzens Universität Graz)

Wie können BibliothekarInnen mit ihren informationswissenschaftlichen Kompetenzen AutorInnen dabei unterstützen, ihre Publikationen besser auffindbar zu machen? Die so genannte Academic Search Engine Optimization (kurz: ASEO) ist ein noch wenig beachteter Aspekt beim Vorbereiten eines wissenschaftlichen Manuskripts für die Publikation. Mit einfachen Maßnahmen wie der Wahl aussagekräftiger author keywords können WissenschafterInnen die Sichtbarkeit ihrer Papers in Bibliothekskatalogen, Datenbanken, Repositorien und Suchmaschinen wie Google Scholar erhöhen. Je mehr Daten diesen Suchalgorithmen dabei für die Auswertung eines Datensatzes zur Verfügung stehen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieser in einer Trefferliste angezeigt wird. ASEO zielt dabei nicht auf die Manipulation von Suchergebnissen oder Rankings ab, sondern soll Algorithmen von Discovery Systemen und Datenbanken beim automatisierten Erkennen von relevanten Treffern unterstützen. BibliothekarInnen mit ihrem umfangreichen Wissen und Erfahrungsschatz in der Literaturrecherche, Metadatenerfassung und Schlagwortvergabe können hier wertvolle Beratung leisten, welche Rolle korrekte und möglichst vollständige Metadaten sowie passende Stich- und Schlagwörter für Suchalgorithmen und damit für die Anzeige eines Datensatzes bzw. Papers in einer Trefferliste spielen. Auch den Suchenden selbst sollen möglichst viele wichtige Informationen über den Inhalt der Publikation durch eine aussagekräftige Formulierung von Titel und Abstract und die Wahl geeigneter Schlagwörter zur Verfügung gestellt werden. Die für das gesuchte Thema besonders passend und interessant erscheinenden Treffer werden in der oft sehr umfangreichen Ergebnisliste näher angesehen und im besten Fall auch gelesen. Denn das Aufscheinen in einer Trefferliste allein ist nicht ausreichend – nur, wer tatsächlich gelesen wird, hat auch eine Chance, zitiert zu werden. Ziel von ASEO ist daher, sowohl den Suchalgorithmen als auch den LeserInnen eine rasche und eindeutige Identifizierung des Inhalts zu ermöglichen. MitarbeiterInnen der Publikationsservices an der Universität Graz vermitteln im Rahmen ihres Beratungsangebotes die Grundlagen der Auffindbarkeit und praktische Tipps für die Optimierung von Titel, Abstracts, Keywords und Metadaten. Den AutorInnen werden darüber hinaus an Hand ihrer eigenen Publikationen, aber auch mittels vorbereiteten Praxisbeispielen die Möglichkeiten des ASEO aufgezeigt.  In diesem Vortrag werden die Entwicklung des Beratungskonzeptes, die Umsetzung sowie eine  Einführung in ASEO und die damit verbundenen, in der Publikationsberatung zu vermittelnden Inhalte gegeben. Die Erfahrungen aus diesem neuen Dienstleistungsangebot werden gemeinsam mit den Realisierungsproblemen offen ausgetauscht.

Kurzbiografie Dr. Lisa Schilhan
UB Graz in den Bereichen Open Access und Publikationsservices
Studium Kunstgeschichte an der Universität Graz

Kurzbiografie MMag. Karin Lackner
Seit 2013 Fachreferentin für Physik und Astronomie an der UB Graz sowie in den Bereichen Open Access, Publikationsservices und Informationskompetenz tätig
Studium Astronomie und Geschichte an der Universität Wien

Kurzbiografie Mag. Christian Kaier

UB Graz in den Bereichen Open Access und Publikationsservices
Studium Anglistik / Amerikanistik an der Universität Graz


Verbund 2019: Alma, Wolke, Wirkungen

Wolfgang Hamedinger (OBVSG)

Im Österreichischen Bibliothekenverbund läuft der neue Verbundkern inzwischen auf Alma. Daneben muss während der Umstellungszeit auch das System Aleph 500 angekoppelt bleiben. Mit dem Umstieg ergeben sich viele Fragen, die auch die anderen bestehenden Dienste betreffen und neue Perspektiven bieten. Im Vortrag soll vom Stand des Umstiegs samt dem weiteren Ablaufplan, einigen Erfahrungen zum Schweben auf/in/unter der Wolke und schon absehbaren Auswirkungen berichtet werden - ohne den Gesamtkontext der Verbunddienste zu vergessen.

Kurzbiografie Wolfgang Hamedinger
Jahrgang 1960
Seit 2002 Geschäftsführer der Österreichischen Bibliothekenverbund und Service GmbH und operativer Leiter des Österreichischen Bibliothekenverbundes


Das Exlibris Doris J. Klang als Beispiel eines bibliotheksübergreifenden Provenienzfalls

Lisa Frank (Kommission für Provenienzforschung)

In den letzten Jahren wurde im Zuge der Provenienzforschung an Bibliotheken in Österreich und Deutschland mehrfach ein Exlibris mit dem Namen Doris J. Klang dokumentiert, so auch in der Bibliothek der Wirtschaftsuniversität Wien und in der Zoologischen Hauptbibliothek des Naturhistorischen Museums in Wien. In der laufenden Forschung wird das Exlibris als jenes des Versicherungsfachmanns Dr. James Klang angenommen, der 1914 in Wien verstarb. Sein Sohn, der renommierte Jurist Dr. Heinrich Klang, übernahm nach dem Tod des Vaters dessen Bibliothek, musste diese aber verfolgungsbedingt während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft verkaufen. Provenienzmerkmale, die neben dem relevanten Exlibris ebenfalls in den betreffenden Büchern vorhanden sind, verweisen auf das Antiquariat Alfred Wolf als Käufer, das in den nationalsozialistischen Bücherraub involviert war.Im Vortrag werden aktuelle Erkenntnisse vorgestellt, sowie besondere Herausforderungen bei der Rechereche, wie die im Exlibris vorhandenen Abkürzungen, dargestellt.

Kurzbiografie Lisa Frank

Kunsthistorikerin und Grafikerin
Seit 2008 Provenienzforscherin im Büro der Kommission für Provenienzforschung
2014 Provenienzforschung in der Zoologischen Hauptbibliothek des Naturhistorischen Museums Wien

Kurzbiografie Regina Zodl

Studium der Geschichte
Zunächst Bibliothekarin in der Universitätsbibliothek der Wirtschaftsuniversität Wien
seit Juli 2016 im Universitätsarchiv beschäftigt
seit Mai 2010 Mitarbeit im Projekt NS-Provenienzforschung an der WU-Bibliothek


Digitalisate und Öffentlichkeitsarbeit

Ludger Syré (Badische Landesbibliothek)

Bibliotheken mit historischen Beständen, darunter insbesondere die Landesbibliotheken, unternehmen seit vielen Jahren intensive Anstrengungen, ihr in handschriftlicher und gedruckter Form überliefertes Kulturgut zu digitalisieren. Dieselben Bibliotheken betreiben eine ambitionierte, durch unterschiedliche Formate bestimmte Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit, bei der die Präsentation der eigenen historischen Bestände, also jener Sammlungen, die zum kulturellen Erbe zählen, im Vordergrund steht. Der Vortrag möchte nun zweierlei aufzeigen: Zum einen sind die mit hohem personellem und finanziellem Aufwand aufgebauten Digitalen Sammlungen im Interesse einer möglichst hohen Beachtung und Nutzung stetig zu bewerben, wozu aus dem Instrumentarium der Öffentlichkeitsarbeit die geeigneten Mittel einzusetzen sind. Zum anderen stehen den Bibliotheken mit den Digitalisaten der eigenen Kulturschätze hochwertige Objekte zur Verfügung, die sich in vielfältiger Weise für die Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit einer Bibliothek verwenden lassen. Der Vortrag möchte beide Aspekte an Hand ausgewählter praktischer Beispiele, die vorrangig aus Landesbibliotheken stammen, behandeln.Zu den Adressaten retrodigitalisierter Altbestände zählt sowohl die wissenschaftliche Fachcommunity als auch das allgemeine Publikum. Das Marketing für das digitale Angebot hat sich demnach an beiden Zielgruppen auszurichten, etwa durch folgende Mittel: anlassbezogene Artikel in der Lokalpresse, Aufsätze über bestimmte digitale Ressourcen in Regional- und Fachzeitschriften, Digitalisierungswunschlisten auf der Homepage, regelmäßige Führungen durch die Digitalisierungswerkstatt, Pressemeldungen zu frisch digitalisierten Highlights, Fachvorträge zur Digitalisierungsstrategie und -praxis, systematische Verlinkung neuer Digitalisate mit populären Internetangeboten (z.B. Wikipedia), suchmaschinenfreundliches Indexieren der digitalen Kollektionen. Um die jüngere Generation zu erreichen, für die „mobile first“ gilt, sind besondere Maßnahmen von Bedeutung, wie etwa die Kommunikation über alle Kanäle der sozialen Netzte (social media), die Veröffentlichung mobiler Applikationen (Apps) und die multimedia-freundliche Programmierung des gesamten digitalen Angebots für das mobile Internet (responsive design).Die Möglichkeiten, die der Einsatz von Digitalisaten im Rahmen der Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit bietet, lässt sich besonders eindrucksvoll und praxisorientiert am Beispiel virtueller Ausstellungen und virtueller Ausstellungskataloge zeigen, weshalb dieses Thema einen Schwerpunkt des Vortrags bilden soll. Die Chance, die die digitale Aufbereitung von Exponaten und Begleitinformationen für Dauer- und für Sonderausstellungen bietet, haben namentlich Museen verstanden und aufgegriffen; aber auch andere Gedächtnisinstitutionen wie Bibliotheken und Archive beschreiten zunehmend diesen Weg. An einzelnen Beispielen aus Landesbibliotheken soll der konditionale Zusammenhang von Kulturgutdigitalisierung und virtueller Ausstellungskonzeption demonstriert werden. Dabei ist evident, dass die virtuelle Ausstellung die reale nicht ersetzen, sondern ergänzen wird. Da sie wesentlich auf digitalisierten Beständen aufbaut, erfahren diese einen zusätzlichen Nutzungszweck, der innerhalb der kulturell interessierten Öffentlichkeit im Idealfall zu einer gesteigerten Wahrnehmung des digitalen Angebots und der veranstaltenden Bibliothek führt. In zunehmendem Maße lässt sich beobachten, dass auf die Produktion eines gedruckten zugunsten eines virtuellen Ausstellungskatalogs verzichtet wird; dieser übernimmt ersatzweise die Aufgabe, die im Zuge eines Ausstellungsprojekts neu gewonnenen Einblicke und wissenschaftlichen Erkenntnisse nachhaltig zu sichern. Das setzt voraus, dass die Onlineausstellungen bzw. die virtuellen Kataloge zwecks Langzeitarchivierung in Repositorien übernommen werden; die der virtuellen Ausstellung zugrundeliegenden Digitalisate werden ohnehin langfristig archiviert.

Kurzbiografie Dr. Ludger Syré

geb. 1953 in Münster
wiss. Bibliothekar, Fachreferent für Geschichte und Germanistik und Leiter der Digitalisierung an der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe
Lehrbeauftragter an der Universität Mannheim und am KIT Karlsruhe


Bibliotheken, Urheberrecht und Urheberrechtskompetenz

Fabian Franke (Universitätsbibliothek Bamberg)

Urheberrecht ist ein wichtiges Thema für Bibliotheken und Bibliotheksverbände. Sie setzen sich nicht nur für Bildungs- und Wissenschaftsschranken im Urheberrecht ein, sondern beziehen auch Position zu grundsätzlichen Fragen des Urheberrechts, auch wenn nicht direkt Bibliotheken betroffen sind. So haben sowohl die International Federation of Library Associations and Institutions (IFLA) als auch der Deutsche Bibliotheksverband (DBV) und die Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheks- und Informationsverbände Bibliothek & Information Deutschland (BID) Stellungnahmen zur EU-Urheberrechtsreform, insbesondere zum Artikel 13 (später 17), abgegeben. Darüber hinaus hat die IFLA im August 2018 eine Grundsatzerklärung zu Urheberrechtsbildung und Urheberrechtskompetenz veröffentlicht, in der sie die Bibliotheken auffordert, Workshops und Fortbildungen zum Urheberrecht anzubieten, sicherzustellen, dass Bibliothekarinnen und Bibliothekare grundlegende Kenntnisse des Urheberrechts besitzen, und spezialisierte Copyright Librarians zu benennen.Der Beitrag definiert die Fähigkeiten, die zur Urheberechtskompetenz gehören, und diskutiert, inwieweit die IFLA-Empfehlungen umgesetzt sind. Dazu präsentiert er die Ergebnisse einer im Februar 2019 durchgeführten Umfrage zur Urheberrechtskompetenz deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare und vergleicht sie mit der multinationalen Studie zur Copyright Literacy von Information Professionals.  Er ruft Bibliotheken dazu auf, in die Vermittlung von Informationskompetenz und digitaler Kompetenz verstärkt Urheberrechtkompetenz einzubeziehen.

Kurzbiografie Dr. Fabian Franke
Direktor der Universitätsbibliothek Bamberg
Mitglied des IFLA Standing Committee Information Literacy und war bis 2018 Vorsitzender der Gemeinsamen Kommission Informationskompetenz des Deutschen Bibliotheksverbands und de


Als die Steirer schreiben lernten

Hans Zotter (Universitätsbibliothek Graz)

Während des 12. Jahrhunderts entstanden auf dem Gebiet der heutigen Steiermark zahlreiche Klöster und innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums zahlreiche Bibliotheken mit umfangreichem Buchbestand. Ein Großteil dieser Handschriften befindet sich heute im Bestand der UB Graz und wurden durch die Digitalisierung und Online-Präsentation einem breiteren Publikum zugänglich. Auch die Handschriften des Stiftes Admont und des Stiftes Rein sind in zunehmenden Umfang digital zugänglich. Seit 2005 wurden die romanischen Handschriften von Seckau intensiv paläographisch untersucht: Erste Forschungsergebnisse erschienen online im digitalen Handschriftenkatalog der UB. Nunmehr liegt die abschließende Publikation über das Seckauer Skriptorium in Buchform vor. Eine weitere Ergänzung zur Seckauer Bibliothek ist die im Vorjahr erschienene Publikation über die Bücherschenkung des Otto Tardus. Weit vorangeschritten sind auch die Arbeiten am St. Lambrechtischen Bestand. Es zeichnen sich nunmehr zahlreiche Überschneidungen und Kooperationen zwischen den Skriptorien, aber auch klare strukturelle Unterschiede ab. Die digitale Bereitstellung des steirischen Handschriftenbestandes hat die Skriptorienforchung wesentlich erleichtert und nachvollziehbar gemacht.

Kurzbiografie HR Dr. Hans Zotter, MAS
1976-2009: Leiter der Abteilung für Sondersammlungen der Universitätsbibliothek Graz
In dieser Zeit wurden alle historischen Buchbestände der Bibliothek in den Sondersammlungen zusammengeführt, eine eigen


Link or perish - Can Linked Open Data open the gates to a brighter future for libraries? Finnish experiences in adopting LOD practices

Mikko Lappalainen (National Library of Finland)

In the past five years, the National Library of Finland has been promoting the use of linked data technologies and practices, with the aim of furthering the use and reuse of library data and strengthening the role of libraries in the digital age. Much of the initial efforts has been in transforming old subject indexing vocabularies and thesauri into machine readable LOD ontologies, that could be used to index various materials within the library sector, but also more widely in public sector organizations. The big idea behind the “ontologization” of vocabularies has been to build a national infrastructure of linked LOD vocabularies, that could help make all public sector materials more semantically interoperable.The ontology work of NLF is focused around the Finto service, a centralized platform and expert network open to everyone. Finto provides an open vocabulary platform for LOD vocabularies (finto.fi), that is built on top of the open source vocabulary browser Skosmos (skosmos.org). Finto also develops the General Finnish Ontology YSO (based on an old library thesaurus YSA), and coordinates the national ontology work of the whole Finnish public sector.Finto’s ontologies have been adopted for use in various organizations in the past few years, but ironically libraries have been lagging behind. Main reasons for this have been the dated library systems in use and the MARC21 format, which does not support LOD practices very well. In July 2019 NLF is carrying out a massive conversion to the Finnish Libraries’s Union Catalog, in which all old thesaurus terms are converted to multilingual linked data concepts. With the conversion Libraries are finally moving towards utilizing LOD in their daily work.The talk focuses on the efforts done in NLF to adopt LOD practices for Libraries, and the challenges faced especially in integrating LOD into existing library systems and workflows. Also a question is raised about the role of Libraries on wider context of the web of data. Some recent developments like the automatization of subject indexing and opening up the library databases like Finnish National Bibliography Fennica in LOD format form are also discussed.

Kurzbiografie Mikko Lappalainen
Development Manager
Background in humanities and information sciences
Has worked in various positions in The National Library of Finland, developing linked open data technologies in the past five years. Mikko is the project


Bibliotheken und die DSGVO

Max Schranz (Stanonik Rechtsanwälte)

Die DSGVO ist seit Mai 2018 in Kraft und hat viele Veränderungen gebracht - auch für Bibliotheken und Archive. Der Vortrag wird insbesondere folgende Fragestellungen behandeln: Auf welche Rechtsgrundlagen können Bibliotheken und Archive ihre Datenverarbeitungen stützen? Was ist dabei zu beachten? Welche einschlägigen Gesetze sind noch anwendbar? Wie ist mit personenbezogenen Daten und Betroffenenrechten umzugehen? Wie lange müssen bzw können Daten aufbewahrt werden? Wann müssen sie gelöscht werden?

Kurzbiografie Max Schranz
Hat sich seit bereits in zwei internationalen Konzernen eingehend mit dem Thema Datenschutz befasst
Derzeit Rechtsanwaltsanwärter in der Kanzlei Stanonik Rechtsanwälte und beschäftigt sich auch dort intensiv mit der DSGVO


Werkstattbericht: "Wir haben das in Excel - wie bekommen wir das in den Katalog?

Stefan Schuh (Universitätsbibliothek Graz)

Die bibliothekarische Erschließung geschieht in erster Linie in den Bibliothekssystemen. Allerdings gibt es gerade im Bereich der Sondermaterialien Erschließungsleistungen, die (noch) nicht in einer Form vorliegen, die unmittelbar in den Katalog eingespielt werden kann. Der Vortrag ist ein Werkstattbericht, der zeigt, wie an der UBG mithilfe freier Tools vorhandene strukturierte aber auch unstrukturierte Erschließungsdaten in eine Form gebracht werden, in der sie ins Bibliothekssystem geladen, und damit über das Discovery-System auffindbar gemacht werden können. Je nach Art und Vollständigkeit der Ausgangsdaten können Grundkatalogisate erstellt werden, die im System noch von Erschließerinnen vervollständigt werden. Es werden die Werkzeuge und Workflows anhand zweier Projekte an der Universitätsbibliothek Graz vorgestellt.

Kurzbiografie Stefan Schuh
Universitätsbibliothek Graz (Bereiche Formalerschließung und Metadatenmanagement)


Potential von Augmented Reality für Hochschulbibliotheken

Michael Zeiller (Fachhochschule Burgenland GmbH)

Augmented Reality Applikationen (AR) ermöglichen, die reale Welt und die virtuelle Welt zu integrieren, und überbrücken die Kluft zwischen diesen beiden Welten – sowohl räumlich als auch kognitiv. Es existieren bereits einige wenige Projekte und Prototypen, die Augmented Reality in Bibliotheken einsetzen, um Benutzer*innen oder Bibliothekar*innen zu unterstützen und zusätzliche Informationen anzubieten. Allerdings hat noch keine dieser AR-Anwendungen den Schritt in eine breitere Öffentlichkeit gefunden.Dieser Beitrag zeigt das Potential von Augmented Reality für Bibliotheken auf. Es wird die Sicht von Bibliothekar*innen betrachtet, wobei sowohl der Bedarf und das Potential in wissenschaftlichen als auch öffentlichen Bibliotheken in Österreich untersucht wird. Auch die Sichtweise von Nutzer*innen wird untersucht und deren Akzeptanz für eine AR-basierte Bibliotheks-App erhoben. An einem Prototyp für eine Hochschulbibliothek werden nützliche Funktionen und der Zusatznutzen einer AR-App für die Besucher*innen von Bibliotheken demonstriert.ErgebnisseAugmented Reality ist dadurch charakterisiert, dass die reale und die virtuelle Welt kombiniert werden, eine Interaktion in Echtzeit erfolgt und die Darstellung räumlich (dreidimensional) ist.Im Kontext von Bibliotheken werden vier Typen von AR-Applikationen unterschieden:Apps, die zusätzliche Informationen zu den Medien für die Besucher*innen bieten (inklusive dem Auffinden der Medien in der Bibliothek)Apps zur Unterstützung der Bibliothekar*innenApps, die zusätzliche Informationen zur Benutzung der Bibliothek oder zu Kulturgütern des Archivs bietenAugmented Books (um AR-Elemente angereicherte, gedruckte Medien)Mittels Experteninterviews wurde die Meinung von 12 Expert*innen aus wissenschaftlichen und öffentlichen Bibliotheken, ergänzt durch AR-Expert*innen zum Potential von Augmented Reality in Bibliotheken erhoben. Die Suche nach Medien, das Finden des Aufstellungsorts von gesuchten Medien (Navigation zur richtigen Stelle im Regal) und die Anzeige von Zusatzinformation hat aus Sicht der Expert*innen das höchste Potential für die Nutzer*innen. Als Zusatzinformation werden Abstracts und Leseproben, Bewertungen, Rezensionen, Verweise auf ergänzende Literatur (ggf. wieder gestützt durch AR im Regal), die Verlinkung auf Online-Informationen oder Online-Medien, etc. als besonders wertvoll erachtet. Durch AR-gestütztes Filtern und Auswahl kann die relevante Information effizient auf einem mobilen Endgerät der Nutzer*innen (Smartphone, Tablet) angezeigt werden.AR-Applikationen für die Pflege der Aufstellung im Buchregal bieten einen sehr hohen Nutzen für Bibliothekar*innen. Augmented Reality-basierte Führungen oder über AR vermittelte spezifische Informationen zur Nutzung der Bibliothek können die Einschulungszeit von neuen Nutzer*innen für Bibliothekar*innen reduzieren. Augmentierte Bücher oder Gamification Ansätze werden als weniger relevant erachten. Ein Zusatznutzen für Bibliotheken ergibt sich aus dem verbesserten Service für die Besucher*innen, eine höhere Reputation als innovative Institution, aber auch Zeiteffizienz und Arbeitserleichterung für die Bibliothekar*innen.Die Aussagen der Expert*innen zum Nutzen für Bibliotheksbesucher*innen werden durch die Ergebnisse einer quantitativen Studie unter den Nutzer*innen einer wissenschaftlichen Bibliothek (konkret unter Studierenden einer Fachhochschule) ergänzt, die Aussagen zu den angebotenen Funktionen (Medien-spezifisch, aber auch Service-Funktionen), den relevanten Zusatzinformationen sowie Barrieren in der Nutzung liefern.Anhand eines Prototyps einer AR-App für eine Hochschulbibliothek wird auf Basis von ausgewählten Funktionen und kontext-basierten Zusatzinformationen die User Experience von Bibliotheksnutzer*innen demonstriert. Ergänzend dient dieser Prototyp als Design- und Implementierungsstudie für die AR-App.

Kurzbiografie Michael Zeiller
Leitung Bachelorstudiengang Information, Medien & Kommunikation an der Fachhochschule Burgenland.
Lehr- und Forschungsschwerpunkte: Content Management, Wissensmanagement, Informationsvisualisierung und Augmented Reality

Kurzbiografie Barbara Geyer-Hayden
Leitung Masterstudiengang Angewandtes Wissensmanagement an der Fachhochschule Burgenland
Lehr- und Forschungsschwerpunkte: Wissensmanagement, Wissenstransfer, E-Learning und Blended Learning


Publikationsberatung an der Bibliothek der TU Graz

Eva Babonich (Bibliothek und Archiv der TU Graz)

Das Publikationsverhalten von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern hat sich in den vergangenen Jahren massiv gewandelt. Angestoßen durch die Open-Access-Bewegung und die Entwicklungen im WWW eröffnen sich den Forschenden unterschiedlichste Wege und Möglichkeiten, ihre Forschungsergebnisse innerhalb der Scientific Community zu verbreiten. Neben den klassischen Publikationen bei wissenschaftlichen Verlagen, gewinnen OA-Veröffentlichungen und die Verbreitung von Forschungsergebnissen auf facheinschlägigen Dokumentenservern oder in sozialen Netzwerken für den wissenschaftlichen Diskurs immer mehr an Bedeutung. Diese Vielfalt an Möglichkeiten des Publizierens und Verbreitens schafft allerdings auch eine neue Komplexität.Der Bedarf an Unterstützung in Bereichen wie Zeitschriftenauswahl, Sichtbarkeit und Impact innerhalb der Scientific Community, Qualitätskontrolle und Archivierung des Forschungsoutputs wurde immer wieder in persönlichen Gesprächen mit Forschenden der TU Graz bestätigt. Das Ergebnis dieses Austauschs führte schließlich zur Entscheidung, ein Beratungsangebot an der Bibliothek aufzubauen, das relevante Information zum wissenschaftlichen Publizieren bündelt und an Forschende vermittelt.Im August 2017 lancierte die Bibliothek der TU Graz daher das Projekt ‚Publikationsberatung‘, welches sich in zwei Phasen unterteilen lässt: (1) Analyse und Konzeption, (2) Umsetzung und Überführung in die Linie.In Phase 1 analysierte das Projektteam Bibliothekswebseiten aus dem deutsch- und englischsprachigen Raum. Die bereits in Gesprächen mit TU-Angehörigen identifizierten Themenbereiche konnten auf diese Weise ergänzt und eine umfassende Themenliste erstellt werden. An die Bibliothek gerichtete Anfragen zum Thema ,wissenschaftliches Publizieren‘ bestätigten die Themenauswahl. Darüber hinaus konnten Kontakte mit der PhD-Union der TU Graz, dem hauseigenen Verlag und den Publikationsservices der Bibliothek der Karl-Franzens-Universität Graz geknüpft werden. Dieses Netzwerk ermöglichte einen weiteren Austausch zu relevanten Themen. Schließlich erarbeitete das Projektteam in dieser Phase erste Veranstaltungen, Materialien zu einzelnen Themenfeldern und die Neukonzeption der von der Bibliothek angebotenen Lehrveranstaltung „Finding scientific literature and publishing your texts“ für das WS 2018/19.Phase 2 verfolgte das Ziel, die bis dahin als Projekt geführte Publikationsberatung in den Regelbetrieb der Bibliothek zu integrieren. Im Zuge dieses Prozesses kristallisierten sich folgende drei Handlungsfelder heraus: die Zusammenführung von Publikationsberatung und Fachinformation; die Integration von publikationsrelevanten Inhalten in das Schulungsangebot; die Erstellung eines Kommunikationskonzepts zur zielgruppenorientierten Verbreitung von Themen der Publikationsberatung.Zurzeit befindet sich das Projekt in der Implementierungsphase. Anhand eines Pilotthemas wird das Zusammenspiel der drei Bereiche getestet und optimiert. Die Überführung des Projekts in den Regelbetrieb erfolgt im Oktober 2019. Zeitgleich soll eine jährliche Planung implementiert werden. Dabei sollen inhaltliche Schwerpunktthemen gesetzt und diese von den Teams Schulung, Beratung und Kommunikation in enger Zusammenarbeit zielgruppenspezifisch aufbereitet werden. Diese kontinuierliche Beschäftigung mit Publikationsthemen stellt sicher, dass die vermittelten Inhalte aktuell bleiben und die Bibliothek sich somit als kompetente Ansprechpartnerin in Publikationsfragen an der Universität etabliert.


Die Alten Hebräischen Drucke an der Universitätsbibliothek Wien

Monika Schreiber (Vienna University and Archives Services)
in Zusammenarbeit mit Bernhard Schubert, Petra Gratzl, und dem gesamten Team Bibliothekssysteme Universitätsbibliothek Wien

Die Universitätsbibliothek Wien besitzt einen Altbestand von ungefähr 2000 Hebraica und Judaica, die zwischen dem späten 15. Jahrhundert und 1900 zu Studienzwecken in Europa hergestellt und verbreitet wurden. Etwa 1200 davon haben umfassende bibliographische und lokale Einträge in ALMA. Diese werden derzeit in „Footprints“, eine Datenbank zur jüdischen Buchgeschichte, die an der Columbia University, New York, verwaltet wird, eingearbeitet.

Anhand ausgewählter Beispiele aus dem Bestand der Universitätsbibliothek wird sich dieser Beitrag mit dem frühneuzeitlichen akademischen Bestandsaufbau in den Bereichen Hebräisch, Bibel und Judentum und seiner digitalen Aufbereitung beschäftigen. Dabei werden zunächst die Provenienzen der alten hebräischen Drucke in Verbindung mit dem Wirken der christlichen Hebraisten des 16. Jahrhunderts diskutiert. Der zweite Teil der Präsentation stellt die Hebraica unter dem Aspekt der digital humanities vor. Neben einer Darstellung der digitalen Bearbeitung der ALMA Einträge für den Export in „Footprints“ wird die Idee eines lokal erzeugten linked data Graphen dargelegt, der auf der Basis einer Tiefenerschließung der Bibliotheksexemplare die historische und Buchforschung unterstützt.

Kurzbiografie Monika Schreiber
Special Subject Librarian in Jewish studies and Hebrew at Vienna University Library since 1997
Her present research project is focused on the development of the Library’s collection of old Hebrew prints.


Digital Theologisch.

Markus Bürscher (Katholische Universität)

Das erste Projekt, das die Möglichkeiten digitaler Hilfsmittel für die Geisteswissenschaften auslotete und bis heute Maßstäbe setzt, war eines aus dem Kern der Theologie: Der Index Thomisticus. Seither haben sich die Bibliotheks- Forschungslandschaft massiv verändert und die Möglichkeiten digitalen Arbeitens erscheinen heute unbegrenzt. Das ist anhand der zahlreichen Projekte, Publikationen und neuen Ideen, die im Spannungsfeld zwischen Theologie, Bibliothek und Digital Humanities entstehen, zu sehen. Einige größere und kleinere Projekte werden beispielhaft vorgestellt und zeigen, wohin die Zusammenarbeit zwischen Bibliothek und Wissenschaft führen kann.


GND in Alma

Sebastian Aigner (OBVSG)

Der Vortrag gibt einen Überblick über die Verbesserungen, die Alma in Bezug auf die GND in den drei Teilbereich GND-Nutzung (F3-Funktionalität), GND-Datenpflege (Neueingaben und Ergänzungen bzw. Korrekturen an bestehenden GND-DS) sowie Aufgabenliste Normdaten-Verwaltung (Überwachung von Korrekturen in den Titeldaten aufgrund von Änderungen in der GND) seit Einführung von Alma im OBV erfahren hat und gibt einen Überblick über noch zu behebende Mängel und den von Ex Libris dafür gesteckten Zeitrahmen.

Kurzbiografie Sebastian Aigner

Studium der Geographie in Innsbruck, Wien und London sowie ULG LIS an der Universität Wien
2008-2014 Bibliothek der ÖAW
seit 2015 GND-Koordinator an der OBVSG


Die vertragliche Umsetzung von § 42g Urheberrechtsgesetz

Thomas Luzer (Fachbereichsbibliothek Rechtswissenschaften)

Mit der Novelle zum Urheberrechtsgesetz im Jahr 2015 wurde die Möglichkeit geschaffen, Unterlagen zu Zwecken der Lehre auf Lernplattformen online zur Verfügung zu stellen. Der Gesetzgeber hat dabei auch einen Vergütungsanspruch vorgesehen, welcher nur durch die Verwertungsgesellschaften geltend gemacht werden kann. Für die Universitäten ist ein solcher Vertrag bereits abgeschlossen. Die Analyse dieses Vertrags und seiner Umsetzung sind Gegenstand dieses Vortrags.

Kurzbiografie Thomas Luzer
Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien
Leitung der rechtswissenschaftliche Bibliothek, Universität Wien
Schwerpunkte: Urheberrecht und Datenschutzrecht


Koordinierung Bestandserhaltung und Archivierung

Sike Sewing (Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz)

Um Maßnahmen zur Bestandserhaltung und Archivierung über Institutionen und Regionen hinweg zu koordinieren, wurde auf der Basis von MARC 583 „Action Note“ ein Datenmodell geschaffen, das in allen Verbundkatalogen in Österreich und Deutschland eingeführt werden soll. Es ermöglicht, eindeutig zu kennzeichnen, in welchem Kontext die Aktion erfolgt, z. B. Digitalisierung im VD18 oder Zeitungsportal NRW, Archivierung im Speicherverbund Nord, Massenentsäuerung im Südwestdeutschen Bibliotheksverbund. Das Datenmodell ist unter Beteiligung der Verbünde und von Bestandserhaltungsexperten aus der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, der Bayerischen Staatsbibliothek München und der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts an der Staatsbibliothek zu Berlin (KEK) unter Federführung des Speicherverbundes Nord entwickelt worden.Mit der Einführung in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) im Februar 2019 ergibt sich ein zentraler Nachweis über die Maßnahmen zur Archivierung, Entsäuerung, Digitalisierung und Verfilmung im Bereich der fortlaufenden Ressourcen. Im Vortrag wird das Datenmodell und seine Anwendung in der ZDB vorgestellt.

Kurzbiografie Silke Sewing
seit 2010 die Leiterin des Referats Bibliothekarische Services der Zeitsschriftendatenbank an der Staatsbibliothek zu Berlin
Vorher war sie 20 Jahre am Deutschen Musikarchiv der Deutschen Nationalbibliothek tätig


Crowdsourcing an der Österreichischen Nationalbibliothek

Paul Sommersguter (Österreichische Nationalbibliothek)

Die Österreichische Nationalbibliothek hat ihre Crowdsourcing-Initiative im Oktober 2018 gestartet, um ausgewählte, bislang online nicht zugängliche Bestände zu präsentieren. Interessierte BenutzerInnen sind seitdem – im Sinne einer gemeinsamen Herausforderung – eingeladen, die Erschließung dieses Bestandes voranzutreiben. Diese Möglichkeit haben bis dato, Stand April 2019, annähernd 1.700 registrierte BenutzerInnen in Anspruch genommen.Crowdsourcing bezeichnet wörtlich die Auslagerung (engl. Outsourcing) von Aufgaben an eine Menschenmenge (engl. Crowd). Um dem Sinn des Begriffs gerecht zu werden, könnte man allerdings auch von einer Einbindung der interessierten Öffentlichkeit sprechen. An Bibliotheken spielt Crowdsourcing als Form der Wissensgenese schon seit einigen Jahren eine wichtige Rolle. Dabei unterscheiden sich die Art der Portale und Bestände sowie der Umfang der Projekte wesentlich.Für die Österreichische Nationalbibliothek bedeutet Crowdsourcing eine neue partizipative Initiative, die ihre BenutzerInnen in den Mittelpunkt stellt. Das Crowdsourcing-Portal bündelt sämtliche Crowdsourcing-Aktivitäten der Österreichischen Nationalbibliothek und ist unter https://crowdsourcing.onb.ac.at erreichbar. Die Konzeption, visuelle Gestaltung, das Interaktionsdesign sowie die technische Implementierung ist gänzlich an der Österreichischen Nationalbibliothek entstanden. Die konkrete erste Ausprägung der Crowdsourcing-Initiative stellt die Kampagne „Österreich aus der Luft“ dar. Dabei handelt es sich um eine Sammlung von Luftbildern, die Österreich in den 1930er-Jahren zeigen. Diese historischen Aufnahmen machen räumliche, gesellschaftliche und technologische Transformation deutlich. Die Luftbildsammlung war in analoger Form bis dato nur einigen wenigen ExpertInnen zugänglich. Nun liegen die Aufnahmen erstmals als Digitalisate mit hohem Detailgrad vor und sind seit Oktober 2018 über das Crowdsourcing-Portal abrufbar.Durch das Crowdsourcing-Portal erhält die interessierte Öffentlichkeit die Möglichkeit, an der Erschließung dieser besonderen Bilder mitzuwirken. Insgesamt stehen dafür fünf Aufgaben mit den Schwerpunkten „Wissen sammeln“ (Kategorisierung, Tagging, Verortung) und „Wissen überprüfen“ (Tagging überprüfen, Verortung überprüfen) zur Verfügung. Die Erledigung dieser Aufgaben führt dazu, dass die Bilder komfortabel anhand unterschiedlicher Kriterien durchsucht und angezeigt werden können.Mit der Crowdsourcing-Initiative werden die BenutzerInnen ins Zentrum gerückt – erklärtes Ziel des Projektteams ist es, dass die Teilnahme an der Crowdsourcing-Initiative Freude bereitet und dass BenutzerInnen auch finden, wonach sie suchen. Wesentlich ist dabei, eine Inszenierung von Beständen zu wählen, die unterschiedlichste BenutzerInnengruppen anspricht. Dieses Vorhaben ist verknüpft mit einer Vielzahl von Fragen, die bei Konzeption, Gestaltung und Umsetzung eine Rolle spielen. Zum Beispiel: welcher Bestand eignet sich für Crowdsourcing? Durch welche Aufgaben lässt sich der Bestand sinnvoll erschließen? Wie lässt sich eine BenutzerInnenoberfläche entwerfen, die – trotz Komplexität im Hintergrund – für AnwenderInnen einfach und niederschwellig zu bedienen ist? Wie kann Qualitätskontrolle durch die Crowd selbst durchgeführt werden? Fragen, mit denen sich das Projektteam intensiv beschäftigt hat.Die Eigenentwicklung von Crowdsourcing-Projekten bringt ebenso eine Vielzahl an technischen Herausforderungen mit sich. Zum Beispiel musste ein Weg zur Einbindung von Normdaten gefunden werden, damit eine bibliothekarische Weiternutzung der eingegebenen Daten möglich ist. Ein Aspekt, der für die Crowdsourcing-Plattform der Österreichischen Nationalbibliothek von zentraler Bedeutung ist.Der Vortrag möchte anhand ausgewählter Beispiele zur Funktionsweise und zum Design des Portals Einblicke in die Hintergründe der Portal-Konzeption geben sowie erste Erkenntnisse und Learnings des Projektteams seit dem Launch thematisieren.

Kurzbiografie Paul Sommersguter
Projektmanager und User Experience Designer an der Österreichischen Nationalbibliothek
Er ist gemeinsam mit dem Softwareentwickler Stefan Frühwirth für Konzeption, Gestaltung und Umsetzung des Crowdsourcing-Portals zuständig.


„Suizid books“ / „Suizid-Bücher“ – Ein neues Forschungsthema in der NS-Provenienzforschung

Markus Stumpf (Universitätsbibliothek, Universität Wien)

Das 15jährige Jubiläum der NS-Provenienzforschung der UB Wien im Jahr 2019 bietet den Anlass die Ergebnisse dieser Periode resümierend zusammenzufassen. Dabei wird der These nachgegangen, dass die NS-Provenienzforschung zentrale Themenbereiche der bibliothekarischen Praxis beinhaltet, was sie als eine angewandte Wissenschaft ausweist. Darüber hinaus greift sie neue Forschungsthemen auf, womit sie sich im Bereich der Grundlagenforschung positioniert. Dies soll anhand der Hinterlassenschaften der schwer fassbaren Opfergruppe, der vom NS-Regime in den Suizid getriebenen Personen, gezeigt und diskutiert werden. Der Suizid als Extremform der Flucht vor Deportation, Verfolgung und/oder Ermordung kann letztlich über die Verwertung des Nachlasses durch das NS-Regime oder die Weitergabe von Büchern und Objekten durch die Erben auch zu einem Bestandszuwachs in Bibliotheken, aber wohl auch in Archiven und Museen, geführt haben. Anhand des Fallbeispiels der „Suizid-Bücher“ des Ehepaares Czember soll die Frage nach dem erinnerungskulturellen Umgang mit diesem Vermächtnis in Bibliotheken gestellt werden.

Kurzbiografie Markus Stumpf

Leiter der Fachbereichsbibliothek Zeitgeschichte und der NS-Provenienzforschung der Universitätsbibliothek der Universität Wien
Mitherausgeber der Schriftenreihe Bibliothek im Kontext; zahlreiche Publikationen


Nazi Era Spoliation Research at the British Library: Lessons and Findings from the Henry Davis Collection of Bookbindings

Antonia Bartoli (British Libary)

Since the United Kingdom signed the Washington Principles in 1998, as a national collections-based institution, the British Library has taken its duty seriously to investigate the provenance of collection items of interest with regard to the period 1933 to 1945. Focusing on recent investigations and findings from the Henry Davis Collection of Bookbindings - an encyclopedic collection of cloth, panel, painted, paper, embroidered, and leather-bound bindings spanning from the 12th through 20th century, made across the globe, and acquired from dealers and at auction between the 1930s and 1970s - the present proposal is for a lecture alongside the NS-Provenance Research panel that will demonstrate provenance research methodology and due diligence policy within the BL.As the only library outside of continental Europe to have a full-time curatorial staff member devoted exclusively to researching the provenance of its holdings with respect to the Nazi era, the presentation will furthermore underline the challenges and limitations faced when examining printed material, and how these challenges are confronted on a daily basis. In sharing case studies of items in the library collection that were identified as having been spoliated during the Nazi era, the talk will finally highlight the ethical and moral considerations that arise in seeking just and fair solutions for the return of Nazi confiscated cultural property.

Kurzbiografie Antonia Bartoli
Spoliation Curator at the British Library where she conducts provenance research relative to the Nazi Era
She has previously held provenance research posts at Yale, Christie's, and the Museum of Fine Arts, Boston.


ÖNB Labs: Experimentieren mit Tradition

Sophie-Carolin Wagner (Österreichische Nationalbibliothek)

Mit der Implementierung eines Library Labs bricht die Österreichische Nationalbibliothek mit einigen Ihrer Traditionen und schafft aktiv eine Forschungsinfrastruktur, die das Experimentieren mit digitalen Datensätzen unterstützt und fördert und damit einen (virtuellen) Raum, innerhalb dessen digitale Bestände aktiv zur Weiternutzung nach außen getragen werden. Die ausgewählten, frei zugänglichen Bestände werden in den ÖNB Labs auf eine Art und Weise aufbereitet und angeboten, die eine Benutzergruppe dabei unterstützt, jene Daten zu ver- und bearbeiten, die sich von „üblichen“ Bibliotheksbesuchern unterscheidet. Die ÖNB Labs verstehen sich als Umgebung zum Experimentieren und zur Zusammenarbeit, was eine stetige Anpassung an neue Benutzerbedürfnissen verlangt und alte Gewohnheiten auf die Probe stellt.Die Etablierung eines Library Labs ist keine neue Erfindung. Allerdings hat das Teilen von Codebeispielen, Kollektionen oder Trainings-Modellen im Library Lab der New York Public Library, dem der Bibliothèque nationale de France (die im Übrigen beide nicht weiter fortgeführt werden), oder auch im Lab der British Library, bisher keine Umsetzung gefunden. Hierin unterscheiden sich die Library Labs der Österreichischen Nationalbibliothek, die im November 2018 gelaunched wurden. Die ÖNB Labs sollen sich in eine Plattform für Open Collaboration entwickeln. Software-Code, digitale Kollektionen, Annotationen, Trainingsmodelle und Dokumentationen, all das wird vom Projektteam der ÖNB Labs geteilt und für BenutzerInnen teilbar gestaltet. Im GitLab wird BenutzernInnen die Möglichkeit eingeräumt, gegenseitig und per Ticket auch direkt mit dem Projektteam zu kommunizieren. Zusammenarbeit ist insofern auch zwischen den BenutzerInnen und dem Projektteam gewünscht, denn Ziel ist es, das Angebot des Labs stetig weiter zu verbessern. Permissions in GitLab steuern außerdem die Möglichkeit für BenutzerInnen, eigene Ergebnisse weiterzugeben. GitLab erlaubt registrierten BenutzerInnen das Versionieren von Programmcode, Weiterentwicklung fremder Programme ("forken"), Kommunikation über Fehler oder Änderungswünsche im Funktionsumfang, die Erstellung von Dokumentation und Wikis. Nicht registrierte BenutzerInnen können freigegebene Programme und Dokumentationen einsehen. Die Tools und Services werden stets mit kleinen Beispielen illustriert, damit auch neue auch jene BenutzerInnen einen Zugang finden, die diese noch nicht kennen. Damit wollen die ÖNB Labs aktuelle technische Lösungen möglichst niederschwellig einem technikaffinen, aber nicht ausschließlich technikversierten Benutzerkreis zugänglich zu machen. In den ÖNB Labs ist der Name Programm und dazu gehört, dass auch das Projekt und die Gestaltung ein Experiment ist, dass Angebot ständig erweitert und verbessert wird und manches Service vielleicht auch wieder verschwindet. Zusammenarbeit mit den BenutzerInnen wird dafür genutzt, das Angebot des ÖNB Labs stetig zu adaptieren. Dies bietet einiges an Herausforderungen, die nur Schritt für Schritt angegangen werden können, doch da operiert das Projektteam ganz nach dem Motto: start small, think big.

Kurzbiografie Sophie-Carolin Wagner
Hintergrund ist in der Digitalen Kunst und Medientheorie
Seit April 2017 Projektmanagerin der ÖNB Labs an der Österreichischen Nationalbibliothek


Objektdokumentation in Zeiten des digitalen Wandels

Fenna Yola Tykwer (MAK Museum für angewandte Kunst)

Die Objektdokumentation entspricht einer sehr langen Tradition in der Restaurierung, sie ist die Basis für jede Auseinandersetzung mit einem Objekt und dient seit jeher der Beweisführung für die am Objekt durchgeführten Maßnahmen. Bis sie zu dem werden konnte, was sie heute ist, hat sie mehrere Wandlungen und Veränderungen erfahren.
Die Mehrzahl der Museen verwendet heute immer noch analoge Zustandsprotokolle, um den Erhaltungszustand von Objekten zu dokumentieren. Und dies obwohl es bereits seit ca. 15 Jahren Versuche mit digitalen Alternativen1 gibt. Inzwischen werden sogar Applikationen für mobile Tablets von kommerziellen Firmen angeboten.

Ist es also legitim heute von einem Wandel von der analogen zur digitalen Objektdokumentation hin
zu sprechen? Und wenn ja, was hat ihn ausgelöst?

Ist es vielleicht der Wunsch nach Kosten- und Zeitersparnis gewesen, denn dieser erklärt auch den 2007 vom Victoria & Albert Museum in London lancierten Ansatz, einen „Condition Reporting Administrator“ 2 ohne restauratorische Hochschulausbildung für die Erstellung von Objektdokumentationen anzustellen3. Dieser Schritt hat dem Museum nach eigenen Angaben eine Zeit- und Kostenersparnis beschert, da die Möglichkeit besteht, einer Person, die geringer qualifiziert ist als ein studierter Restaurator, für die gleiche Arbeit weniger Lohn zahlen zu müssen4
Es ist jedenfalls ein ehrlicherer Ansatz als der in den meisten deutschsprachigen Museen und Ausstellungshäusern beschrittene Weg, Praktikanten und Volontäre der Restaurierung für diese Arbeit einzuplanen. Diese im Museumsalltag inzwischen leider zur Regel gewordene Angewohnheit fußt auf der chronischen Überbelastung der (fest)angestellten Restauratoren, denen schlicht und einfach die Zeit für diese Tätigkeit fehlt, weil sie andere, teils administrative, teils restaurierungspraktische, Aufgaben übernehmen müssen5

Am Universalmuseum Joanneum in Graz (Österreich) wird im Moment mit einem externen Dienstleister daran gearbeitet eine digitale Applikation für Tablets zur Zustandserfassung von Museumsobjekten nach Wünschen und Bedürfnissen der Restaurator*Innen, Registrar*Innen und Kurator*Innen zu gestalten bzw. programmieren zu lassen.

Tests im Vorfeld haben ergeben, das alle auf dem Markt befindlichen Applikationen nicht umfassend für die Bedürfnisse des Universalmuseums Joanneum geeignet sind. Weder konnte der Wunsch nach einem gleichzeitig zweisprachigen Programm (deutsch/englisch) erfüllt werden, noch gab es Anbieterprogramme mit Vorlagen für alle gesammelten Objektgruppen. Es war einfach nicht möglich die erstellten Objektdokumentationen und Fotografien in erwiesenermaßen langzeitstabilen Formaten wie PDF-A oder TIFF abzuspeichern. 

Der User erhält bei kommerziellen Anbietern nur eine PDF-Datei, die nicht mehr sinnvoll um neue Informationen erweiterbar ist. Die Aufnahmen liegen als nicht langzeitstabile JPG-Dateien vor. Die Rohdateien werden von der jeweiligen Anbieterfirma verwaltet und können, wenn die erworbene Lizenz abläuft, nicht mehr abgerufen werden. Es besteht die Gefahr, dass die umfassender als je zuvor generierten „Digitalen Objektdokumentationen“ in vielleicht schon 10 Jahren nicht mehr nutzbar sind, weil keine Kompatibilität mit aktuellen Betriebssystemen besteht oder die Daten nicht mehr verfügbar sind.

1 Vgl. FRANZ, Andreas (2012): Kartieren am Bildschirm – Das DiVisual® Mapping System. In: RESTAURO -
Zeitschrift für Restaurierung, Denkmalpflege und Museumstechnik, Dezember 2012, S. 44.
2 NODDING, Helen, OAKLEY, Victoria und SMITH, Sandra (2009): Streamlining Condition Reporting – A new
approach at the Victoria and Albert Museum. In: WAAC Newsletter, Volume 31, Number 1, January 2009, S.
16.
3 Diese zudem in den Bereichen Objektbegutachtung, Digitalfotografie von Objekten, Bildbearbeitung und
Datenverarbeitung speziell zu schulen.
4 Ebd.
5 Vgl. FUNK, Andrea (2016): Verborgene Wissenschaft? Restaurierung als Vermittlungsthema in Museen.
Bielefeld: transcript, S.87.

Kurzbiografie Fenna Yola Tykwer
Fenna Yola Tykwer is member of the conservation department “Referat Restaurierung/Museumsservice” at the Universalmuseum Joanneum (Graz, Austria) since 2014.
Fenna started her education with the training as a hand bookbinder in the bookbindery of Lars Bischoff and Julia Weddige in Arpke near Hannover in Germany. Subsequently she studied from 2002 to 2006 conservation and restoration of “Graphic, Books and Photographic Objects” and “Modern Materials and Media” at the University of the Arts in Bern (Switzerland).
From 2006 -2010 she worked as a conservator at the Center for Art and Media in Karlsruhe (Germany). Amongst other things there she undertook a case study about the kinetic video artwork „Liquid Time II“ from Fabrizio Plessi for the projects „Inside Installation. Preservation and Presentation of Installation Art“ (2004-2007) and „PRACTICs“ (2009-2011). Then Fenna worked two years as scientific assistant (video and photo preservation) in the master´s program „Conservation of New Media and Digital Information“ at the Stuttgart State Academy of Art and Design (Germany). In 2011 she carried out a case study about „Light Composition: Documenta 8“ a light installation with performance from Nan Hoover at the inter media art institute in Düsseldorf (Germany). From 2012 - 2013 she worked for the Historical Archive of Cologne (which collapsed in 2009) as a conservator for paper and photo conservation.
Since 2014 she is studying for her PhD with the theme „The Change in the Field of Time-based Media Art Conservation - Preservation, Image Cultivation and Intermediation“ under Prof. Johannes Gfeller at the State Academy of Art and Design in Stuttgart.
Fenna is a visiting lecturer at the University of Applied Sciences HTW Berlin with a focus on video and photo conservation and restoration since 2015. She supervises BA and MA theses as a second examiner at the program of study for audio-visual and photographic cultural heritage and modern media.


Das Seckauer Graduale Magnum UBG Ms 17

Franz Karl Praßl (Universität Graz)

Abstract folgt!


Das Stift Seckau und die Universität Wien im Mittelalter

Harald Berger (Karl-Franzens-Universität Graz)

Unter den Seckauer Handschriften der UB Graz finden sich viele mit Bezug zur Universität Wien, die 1365 gegründet und 1384 neu organisiert worden war. Die berühmtesten Professoren werden besprochen (Heinrich von Langenstein, Heinrich Totting, Heinrich Odendorp, Nikolaus von Dinkelsbühl, Thomas Ebendorfer), aber auch der mysteriöse Mag. Johannes von Graz sowie zwei Wiener Schreiber. Schließlich wird noch bei weiteren Handschriften die mögliche Herkunft von der Universität Wien bzw. von der Universität Prag erörtert.
 

Kurzbiografie Dr. Harald Berger
PD Mag. Dr. phil. Harald Berger ist Assoz. Prof. am Institut für Philosophie der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz, Arbeitsbereich Geschichte der Philosophie. Geboren 1960 in Graz, Sponsion 1989, Promotion 2006, Habilitation 2010. In der Lehre Veranstaltungen zur Philosophie der Antike, des Mittelalters und der Neuzeit, in der Forschung hauptsächlich zum Mittelalter, aber auch zur Jesuitenphilosophie, zur Gelehrten-, Institutionen- und Überlieferungsgeschichte, zur Paläographie und Kodikologie usw. Derzeit ca. 70 Publikationen, darunter Albert von Sachsen, Logik, Hamburg: Meiner 2010 (= Philosophische Bibliothek 611), und Heinrich Totting von Oyta, Schriften zur Ars vetus, München: BAW 2015. Siehe auch: homepage.uni-graz.at/de/harald.berger/a


Schönheitsfehler? Genähtes und gestopftes Pergament

Christine Jakobi-Mirwald

Das Sakramentar des Abts Berthold von Weingarten aus dem frühen 13. Jahrhundert zeigt ein eigentümliches Missverhältnis von höchster Prachtentfaltung in Einband und Ausstattung und scheinbar sehr schadhaftem Pergament, das freilich mit ausgeprägtem kunstfertigen Selbstbewusstsein überstickt wurde. Nach einem einleitenden Blick auf die verschiedenen Arten von Schäden im Beschreibstoff Pergament wird sich der Vortrag mit Frage befassen, ob, und wenn ja, bis zu welchem Ausmaß, solchen „Reparaturen“ ein ästhetischer Wert zuerkannt wurde, der erst jüngst in das Blickfeld der Handschriftenforschung geraten ist.


Kurzbiografie Christine Jakobi-Mirwald

Studium Kunstgeschichte, Französisch/Italienisch in München, Wissenschaftliche Hilfskraft MGH München, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Kunstg. Inst. Marburg, Fertigstellung des Textbandes zum Katalog der Illuminierten Handschriften der HLB Fulda (Nachlass Herbert Köllner), seit 2007 Lehrauftrag für SCRIPTO (Scholarly Codicological Research, Information & Palaeographical Tools) Mittellat. Inst. Erlangen-Nürnberg, Publikationen zu Buchmalerei und mittelalterlicher Kunstgeschichte (www.jakobi-mirwald.de).


Pergamentvernähungen – ein Versuch der Einordnung

Thomas Csanády (Karl-Franzens Universität Graz )

Vernähungen am Pergament sind wahrscheinlich so alt wie die Herstellung dieses tierischen Beschreibmaterials selbst. Dass sie jedoch mit farbigen Seiden- oder Wollfäden kunstvoll ausgeführt wurden, scheint sich erst im Hochmittelalter weiter verbreitet zu haben. In Bibliothekskatalogen wird das Phänomen fallweise erwähnt, bislang kommt ihm jedoch keine gesteigerte Aufmerksamkeit zu. Bei einem Teil des mittelalterlichen Grazer Handschriftenbestands haben der Germanist Anton Schönbach und der Grazer Bibliotheksdirektor Ferdinand Eichler vor etwa 100 Jahren schmuckvolle Stickereien festgestellt und eine Verbindungslinie zum Frauenkonvent des Reformkanonikerstifts Seckau gezogen. Was damals als singuläres Phänomen betrachtet wurde, scheint in Reformkreisen weit verbreitet gewesen zu sein. Die Abteilung für Sondersammlungen wird sich in den kommenden Jahren bemühen dieses Phänomen näher zu beleuchten und für das Thema, das möglicherweise als ein Mosaikstein in der Frage der Provenienzforschung mittelalterlicher Bibliotheksbestände gelten kann, zu sensibilisieren.

 

Kurzbiografie Thomas Csanády
Administrativer Leiter der Abteilung für Sondersammlungen an der Universitätsbibliothek der Karl-Franzens Universität Graz (KFUG). Mitglied von VESTIGIA – Zentrum für die Erforschung des Buch- und Schrifterbes (KFUG). Mitglied der IMS Study Group Cantus Planus.
Nach dem Studium der Theologie und der Ausbildung zum „Wissenschaftlichen Bibliothekar und Dokumentar“ in Graz und Wien Abschluss des Doktorats im Fach Liturgiewissenschaft (Spezialgebiet historische Liturgiewissenschaft anhand von Handschriften der Chorfrauen von Seckau in der Obersteiermark).
Hauptsächliche Forschungsgebiete sind: Liturgiegeschichte, liturgische lateinische Handschriften westlicher Tradition (12./13.Jh.), Buchgeschichte, Kodikologie. Aktuell: Arbeit an der Edition des ältesten Liber Ordinarius der Diözese Graz-Seckau, Cod. Graz, UBG, Ms 208 (12./13. Jh.) im Zusammenhang mit der mittelalterlichen Metropolitanliturgie von Salzburg.


Farbige Pergamentnähte in Handschriften des 12. Jahrhunderts – eine benediktinische Tradition?

Astrid Breith (COAR)

Im Bestand der Bibliothek des Benediktinerstifts Göttweig finden sich in den Handschriften des 12. und 13. Jahrhunderts kunstvoll gefertigte, farbige Pergamentnähte, die aus der Entstehungszeit der Codices stammen müssen. Das Referat wird besonders auffallende Beispiele vorstellen und innerhalb des Bestands verorten. Zum Vergleich werden Beispiele aus den Klöstern Admont,  Melk, Lambach und Schaffhausen (Schweiz) herangezogen und die Möglichkeiten eines spezifisch benediktinischen Umgangs mit Schrift und Schreibmaterial erörtert.


Zur Entwicklung der Papierrestaurierung in den letzten 3 Jahrzehnten

Erna Pilch-Karrer

Die Disziplin der Restaurierung und Konservierung von historischen Dokumenten ist vergleichsweise jung. Die letzten drei Jahrzehnte waren von einer drastischen Änderung des Tätigkeitsfelds gekennzeichnet. War in den 80ern und 80ern die Anforderung an das Berufsbild mehr oder weniger auf handwerkliche Geschicklichkeit beschränkt, so zeigte sich zunehmend der Bedarf nach Interdisziplinarität. Man brauchte Verfahrenstechniker, Chemiker, Biologen und Computerspezialisten und dergleichen mehr, um auf neue Fragestellungen reagieren zu können.
Wer z.B. früh genug erkannte, dass die Digitalisierung eines Tages eine enorme Bedeutung haben würde und darüber hinaus um die Gefährdungen des Schriftguts während des Vorgangs der digitalen Erfassung bis in die Einzelheiten Bescheid wusste, konnte, wenn er außerdem über das notwendige verfahrenstechnische Fachwissen verfügte, ein entsprechendes Gerät bauen, für das heute weltweit Nachfrage besteht.
 Ein offenes Auge, das sieht, welche Maßnahmen gesetzt werden müssen, und das gleichzeitig Ausschau hält nach geeigneten Möglichkeiten, kann bei der Entwicklung einer Disziplin nicht hoch genug geschätzt werden.
Die Mitarbeiter von ähnlichen Institutionen sind dankbar, wenn sie auf die jeweiligen Ergebnisse zurückgreifen dürfen. Diese reichen von funktionstüchtigen Anfasergeräten über penibel geführte Auflistungen von Bezugsquellen für taugliche Materialien bis hin zum Einsatz eines Doppelspats zur Sichtbarmachung von Wasserzeichen auf beschriebenen Vorsatzblättern usw.


Kurzbiografie Erna Pilch-Karrer

1986 – 1987    Besuch der Lehranstalt für Chemotechnik in Graz

1988 – 1995    Diplomstudium Geschichte/Germanistik in Graz     (nebenberuflich)

1988 – 1999    Archivrestauratorin am Steiermärkischen Landesarchiv

1996 – 2002    Doktoratstudium Geschichte in Wien (nebenberuflich)

1999 – 2012    Leiterin der Restaurierwerkstätte im OeStA

1. 2. 2012 -20.11.2014    Abteilungsübergreifende Koordination (Restaurierung, Expertisen usw.) im OeStA

20.11.2014 – heute    Dienst im Zusammenhang mit der Österreichischen Gesellschaft für Quellenkunde


VÖB Webpräsenz reloaded

Sebastian Walcher
Marie-Luise Klanner


Der bestehende Webauftritt der VÖB ist beinahe 10 Jahre alt und dementsprechend veraltet. Aus technischen Gründen läuft die Aufbereitung nicht mehr ideal und soll am VÖB Server neu aufgebaut werden.

Es soll eine ansprechende Neukonzeption der Webpräsenz (inhaltlich wie designtechnisch) der VÖB erreicht werden und alle Interessensgruppen bedienen. Des Weiteren strebt dieses Projekt nach der Einrichtung einer Vernetzungs- und Austauschplattform, wie auch nach einem Social Media Konzept und der Integration des VÖBBlogs in den Webauftritt.

Dabei soll methodisch u.a. auf den Vergleich mit anderen Websites, die Verwendung von grafischen Textbeispielen und den Einsatz von zeitgemäßer Fachliteratur zurückgegriffen werden.

Ideen und Konzepte werden dem neuen Präsidium (Wahl September 2019) vorgelegt.


Kurzbiografie Sebastian Walcher
Sebastian Walcher
ULG an der ÖNB
Ausbildung im Sozialbereich
geb. 1991

Kurzbiografie Marie-Luise Klanner
Marie-Luise Klanner
ULG an der ÖNB
Studium der Biologie
geb. 1995


#DontLeaveItToGoogle: Ein Plädoyer für offene Infrastrukturen

Peter Kraker (Open Knowledge Maps)

Geschlossene und proprietäre Infrastrukturen schränken den Zugang zu Wissenschaft mittels Paywalls stark ein. Sie verhindern jedoch auch die Wiederverwendung von Forschungsergebnissen und damit, dass andere Tools auf ihren Inhalten, Daten und ihrer Software aufbauen. Am Beispiel von Google Scholar werde ich erläutern, wie diese Eigenschaften geschlossener Infrastrukturen Lock-In-Effekte erzeugen und Innovation verhindern. Ich werde auch zeigen, wie offene Infrastrukturen uns dabei helfen können, diese Probleme zu lösen. Ziel ist es, ein Ökosystem zu schaffen, das sich im Eigentum der wissenschaftlichen Community befindet und von ihr gesteuert wird. In diesem Ökosystem gedeihen Innovationen, da Eintrittsbarrieren beseitigt werden und Systeme einzelne Komponenten anderer Systeme wiederverwenden können. Besonders eingehen werde ich dabei auf Open Source-Frontends, da diese die Art und Weise darstellen, wie ForscherInnen mit Open Science interagieren.


Die Restaurierwerkstätte im Steiermärkischen Landesarchiv - nicht ohne Manfred Mayer

Petra Göbel

Das Steiermärkische Landesarchiv beherbergt seit den im Jahre 2000 abgeschlossenen Adaptierungsarbeiten die zweitgrößte Restaurierwerkstätte eines Archivs in Österreich. Die Leiterin der Abteilung, Frau Ingrid Hödl, war maßgeblich an der Gestaltung und Ausstattung der Arbeitsräume und Werkstätten beteiligt, um vor allem in technischer Hinsicht ein sehr hohes Niveau mit modernster Geräteausstattung zu gewährleisten. Aus diesem Grund wurden die im internationalen Fachkollegenkreis anerkannten, von Dipl.-Ing. Manfred Mayer konstruierten Geräte auch für die Werkstätte des Steiermärkischen Landesarchivs angeschafft. Sie sind seither täglich in Gebrauch und stellen eine sehr große Arbeitserleichterung dar; gleichzeitig ermöglichen sie eine wesentlich verbesserte Arbeitsqualität. Diese technischen Einrichtungen sollen vorgestellt und anhand von ausgewählten Objekten verdeutlicht werden, wie vielseitig die Geräte in den letzten Jahren eingesetzt waren und so für die Erhaltung der Objekte einen wesentlichen Beitrag leisteten.


Maßgeschneiderte Maschine. Der TCCS 4232 als Instrument der qualitativen Massendigitalisierung und sein Einfluss auf Themen und Methodik der digitalen Geisteswissenschaften.

Martin Haltrich (Stiftsbibliothek Klosterneuburg)

Die Erfindung des Travellers’s Conservation Copy Stand (TCCS 4232) durch Manfred Mayer hat gerade in Österreich mit seinen in (Kloster-)Bibliotheken verstreuten Handschriftenbeständen neue Möglichkeiten der Bereitstellung von dislozierten Quellencorpora für die Forschung gebracht. Die unkomplizierte und kostengünstige Verwendung dieser Hardware hat indirekt die Entwicklung von Forschungsthemen vorangetrieben und bis dahin unrealistische Fragestellungen möglich gemacht. 

Der Vortrag zeigt beispielhaft Einsatzgebiete des TCCS 4232 und methodische Zugänge im Bereich der digitalen Geisteswissenschaften und stellt neue Wege für die Zukunft der Forschungen am ‚Alten Buch’ vor. Das geht von der klassischen paläographischen Analyse der Archivhandschriften der Kartause Gaming über die systematische Massendigitalisierung ganzer mittelalterlichen Klosterbibliotheken für das Handschriftenportal manuscripta.at oder die vollständige Erschließung des Magnum Legendarium Austriacum auf der Seite mla.oeaw.ac.at bis hin zur interdisziplinären Webapplikation über die klösterliche Musiklandschaft in der Neuzeit www.klostermusiksammlungen.at.

Das flexible System des TCCS 4232 ist eine unverzichtbare Basis für die Entwicklung von Projekten im quellenbasierten (kunst-)historisch-philologischen Forschungsfeld. Die Möglichkeit der schnellen, flexiblen und günstigen Digitalisierung ermöglicht nicht nur ‚sensationelle’ Neufunde wie etwa das karolingische Abrogans-Fragment in Admont, sondern auch die Anwendung von sogenannter künstlicher Intelligenz in der künftigen Erforschung des frühesten Skriptoriums in Klosterneuburg.


Vom Lizenzerwerb zu neuen Geschäftsmodellen - die KEMÖ im 2. Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts

Ulrike Fenz-Kortschak (Geschäfststelle KEMOE obvsg)

Im Spannungsfeld einer digitalen Welt, die von wenigen rein kommerziell orientierten internationalen Großkonzernen dominiert wird und neuen gesellschaftspolitischen Herausforderungen an die Scientific Community, hat sich das Aufgabengebiet der Bibliotheken als reiner Informationsanbieter und -vermittler grundlegend verändert.

Neuen Geschäftsmodellen der Verlage stehen neue Publikationsstrategien getragen durch nationale und internationale (gesellschafts-)politische Vorgaben gegenüber.

Von der Einzelsubskription zur Publikationsplattform bzw. vom klassischen Publizieren zu Open Access und Open Science.

Mit diesem Spektrum müssen sich die in der KEMÖ zusammengeschlossenen Institutionen auseinandersetzen und neue Kompetenzen aufbauen und bündeln.

Ob die Zukunft der KEMÖ darin besteht, die positiven Errungenschaften der Digitalisierung nicht nur zu bewahren, sondern auch mit großer Sensibilität weiter zu begleiten, soll Thema dieses Beitrages sein.

 

Kurzbiografie Ulrike Fenz-Kortschak
Ulrike Fenz-Kortschak war von 2004 -2019 Leiterin der Bibliothek der Medizinischen Universität Graz. Seit Mai 2019 leitet sie die Geschäfsstelle der KEMÖ an der obvsg.


Alles mit Bedacht: Objekt-schonende Digitalisierung von Bibliotheks- und Archivgut

Almuth Corbach (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel)

Mit der Wolfenbütteler Digitalen Bibliothek (WDB) stellt die Herzog August Bibliothek ihre kostbaren historischen Bestände der Forschung seit über 20 Jahren weltweit im Internet zur Verfügung. Doch sind überhaupt alle Bücher digitalisierbar? Welchen Beanspruchungen sind sie beim Digitalisieren ausgesetzt?

Zum Schutz der empfindlichen Handschriften, Drucke und grafischen Sammlungen wurden in der Herzog August Bibliothek eigene Strategien entwickelt. Sie reichen von der Projektplanung über die Auswahl und Entwicklung geeigneter Aufnahmesysteme bis zu Schulungen zur sachgerechten Handhabung der Originale im vorgesehenen Workflow. Dabei spielen nicht nur konservatorische sondern auch technische Kriterien eine Rolle.

Am Beispiel der Wolfenbütteler Bibliothek werden die langjährigen Erfahrungen sowohl mit Projekten kleineren Umfangs als auch mit Massendigitalisierungen illustriert und die Zusammenarbeit von Bibliothekaren, Fotografen und Restauratoren vorgestellt. 

Kurzbiografie Almuth Corbach
Almuth Corbach ist Papierrestauratorin und Leiterin der Stabsstelle Erhaltung und Restaurierung der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Sie koordiniert dort sämtliche Maßnahmen zur Bestandserhaltung und berät auch überregional.