Festvortrag von Manfred Prisching:
Die Bibliothek nach dem Ende der Bibliothek. Wissenswelten im Digitalismus
 
Bibliotheken hatten einst mit Büchern zu tun - vor dem Umbruch in die digitale Epoche. Bis zur Jahrhundertmitte wird alles anders geworden sein: die institutionellen Verhältnisse, der Publikationsbetrieb, die Ansprüche der Kundschaft. Materielle Bücher werden zu den Altbeständen gehören. Selbst Altbestände werden zunehmend nachdigitalisiert. Die Gewöhnung an die Virtualität ist (auch) ein Generationsproblem: Was nicht digital vorhanden ist, wird an die Peripherie des Geschehens geraten. Zeitschriften sind allgemein zugänglich. Die Ordnung des Verlagswesens und der Bücherwelt ist noch in Neugestaltung, teils im experimentellen Stadium. Bibliotheken werden zu elektronischen und sozialen Knotenpunkten, zu multifunktionalen Einrichtungen: Sie sind nicht mehr für die Deponierung, Ordnung und Verwaltung von Büchern zuständig, sondern für das Management des Wissens. Sie sind öffentliche Räume, Begegnungsstätten, Arbeitsplätze, Veranstaltungsorte, Lounges.
 
Univ.Prof. Mag. Dr. Manfred Prisching, Institut für Soziologie an der Universität Graz. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften (Dr. jur. 1974) und der Volkswirtschaftslehre (Mag. rer. soc. oec. 1977) an den Instituten für Rechtsphilosophie, für Volkswirtschaftslehre sowie für Soziologie an der Universität Graz tätig. 1997-2001 wissenschaftlicher Leiter der FH Joanneum. Bis 2018 Mitglied des Österreichischen Wissenschaftsrates. Korr. Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Jüngste Publikation: Zeitdiagnose. Methoden, Modelle, Motive, 2018.